NSI DresdenProjekteProjekte zum Artenschutz brauchen eine stabile Basis

Unter den zahlreichen Aufgaben des NABU-Naturschutzinstitutes (NSI) Dresden hatten Projekte zum Schutz einzelner Pflanzen- und Tierarten in der nun 30-jährigen Geschichte des NSI immer Priorität. Es begann 1993 mit der Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen für das Artenschutzprogramm Weißstorch des Freistaates Sachsen, und auch heute noch werden damals entwickelte Schutzmaßnahmen in die Praxis umgesetzt und mit populationsökologischen Untersuchungen begleitet. Richtungsweisend war dabei die 1994 erfolgte Einrichtung eines zum NSI gehörenden Landschaftspflegeteams, das befähigt ist, einen bedeutenden Teil der praktischen Artenschutzmaßnahmen in Eigenregie auszuführen. Damit war von Anfang an der Bezug der wissenschaftlichen Arbeit zur Praxis sichergestellt. Im Falle des Weißstorches betrifft dies eine den Nahrungsansprüchen des Weißstorches angepasste Mahd auf eigens gepachteten Grünlandflächen, die Herstellung oder Renaturierung von Kleingewässern in der Offenlandschaft sowie den Neubau und die Sanierung von Nisthilfen. Weitere Artenschutzprojekte folgten, zum Beispiel zum Schutz baumbewohnender Fledermäuse sowie von Rebhuhn und Wachtelkönig auf dem Territorium der Landeshauptstadt Dresden, für Lungenenzian und Orchideen eine spezielle Wiesenpflege und Wiederansiedlungen auf ehemaligen Standorten in der Moritzburger Teichlandschaft, Schutz alt- und totholzbewohnender Tierarten (mit dem Schwerpunkt Eremit und anderer xylobionter Käferarten) in verschiedenen sächsischen Waldgebieten und Streuobstwiesenbeständen sowie Schutzmaßnahmen für den Feuersalamander in der Sächsischen Schweiz, im Tharandter Wald und im Dresdner Elbtal. Gefördert wurden diese Artenschutzprojekte von verschiedenen Institutionen. Insbesondere ist hier den Mitarbeitern der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt und denen der sächsischen Naturschutzbehörden sowie der Deutschen Umwelthilfe für die gute Zusammenarbeit zu danken. Aktuelle Artenschutzprojekte des NSI sind unter anderen der Schutz von Horst- und Höhlenbäumen in der Dresdner Heide in enger Zusammenarbeit mit den Revierförstern und der NABU-Fachgruppe Ornithologie Dresden, die Kartierung der Vorkommen von Zauneidechsen sowie deren Umsiedlung von gefährdeten zu neuen Standorten im Dresdner Stadtgebiet und das dank der Karl-Kaus-Stiftung langjährig erfolgreiche Projekt zur Rettung der gebäudeabhängigen Vögel und Fledermäuse bei der Sanierung unserer Städte und Dörfer.

All diese NSI-Projekte und viele andere Projekte in Sachsen sind aber längst nicht ausreichend. Wenn auch zu vielen schützenswerten Tier- und Pflanzenarten der Kenntnisstand zur Biologie und Ökologie noch große Lücken aufweist, so ist er jedoch stets gut genug, um unter wissenschaftlicher Begleitung einen erfolgreichen Artenschutz zu ermöglichen – wenn man nur will! Eine beträchtliche Lücke klafft jedoch in der Umsetzung vorhandener Kenntnisse in praktische Schutzmaßnahmen, weil es im Freistaat Sachsen an finanziell ausreichend ausgestatteten Maßnahmepaketen mangelt. Auch fehlen Institutionen, die solche Artenschutzprojekte im erforderlichen landesweit wirksamen Umfang aus eigener Kraft durchführen können. Die Naturschutzbehörden sind aufgrund ihrer sehr beschränkten Kapazitäten und administrativer Festlegungen bis auf Ausnahmen nicht in der Lage, Artenschutzprojekte in Eigenregie durchzuführen; die wenigen für den Naturschutz in Sachsen vorhandenen Forschungseinrichtungen – zum Beispiel die Technische Universität Dresden, die Bergakademie Freiberg, die Außenstelle Leipzig des Bundesamtes für Naturschutz oder das Umweltforschungszentrum Leipzig - haben andere Aufgaben. So verbleiben im Wesentlichen die „freien“ Naturschutzstationen und Naturschutzvereine (in Sachsen meistens unter dem Dach des NABU), denen jedoch die finanzielle Ausstattung fehlt und für welche die wenigen (und nur unter Schwierigkeiten zu erlangenden) Fördermittel nicht ausreichen.

Deshalb muss an dieser Stelle an die Entscheidungsträger in der Politik, in den Behörden und auch in der Wirtschaft appelliert werden, praktische Artenschutzprojekte inklusive wissenschaftlicher Begleitung künftig besser zu unterstützen. Zurzeit wächst auch in Sachsen die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere an. Insbesondere Arten der Agrarlandschaft haben große Bestandseinbrüche erlitten. Durch gezielte Schutzmaßnahmen kann jedoch vielen Tier- und Pflanzenarten nachhaltig geholfen und das Artensterben gebremst werden. Über die Erfolge werden sich dann auch sehr viele Menschen freuen, für die klappernde Störche auf den Dächern in lebendigen Dörfern und bunte Orchideenwiesen in geringer Entfernung vom Wohnort ein wesentlicher Teil der Lebensqualität sind und die Identifikation mit der sächsischen Heimat ermöglichen. 

Download: Effizienzkontrolle Schutzmaßnahmen Mauersegler (PDF) | 1.77 MB
Download: Xylobionte Insekten – Schutzstatus und Schutzpraxis (PDF) | 1.10 MB


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