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Foto: Jan Schimkat
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Foto: Jan Schimkat

Da staunten die Fraktionsabgeordneten, der Herr Staatsminister Schmidt und der Vorsitzende nicht schlecht! Statt der wohl üblichen vier Besucher folgten am letzten Freitag über 60 sächsische Birkhuhnfreunde und Naturschützer dem Aufruf der Initiative Birkhuhnschutz zur Teilnahme am Anhörungstermin im Sächsischen Landtag. In dem reichlich zweistündigen Termin wurden zu Beginn die sechs Sachverständigen angehört. Zuerst erhielt Udo Kolbe, Mitglied der Initiative Birkhuhnschutz und Sprecher des Beirates des Vereins Sächsischer Ornithologen, das Wort. In einem fachlich fundierten Vortrag zeigte er die Entwicklung des Bestandes sowie die Historie des Birkhuhnschutzes in Sachsen auf und brachte die Missstände und Notwendigkeiten auf den Punkt:

  • Trotz des anhaltenden Abwärtstrendes der sächsischen Birkhuhnpopulation bleiben notwendige Schutzaktivitäten für die Art aus.
  • Die wichtigsten Flächen für den Birkhuhnschutz befinden sich in Landeseigentum  und werden vom StaatsbetriebSachsenforst (SBS) verwaltet.
  • Das Naturschutzkonzept des SBS bezieht die Notwendigkeiten des Birkhuhnschutzes nicht im notwendigen Umfang ein.
  • Ein durch ehrenamtliche Sachverständige erarbeitetes Konzept wurde vor über einem Jahr dem SMUL vorgelegt, seitdem sind seitens des zuständigen SMUL, des SBS und des LfULG keine Aktivitäten erfolgt.

In den folgenden Beiträgen von Michael Thoß, Prof. Dr. Siegmund Gärtner, Volker Geyer und Torsten Kirchner wurden die Lebensräume anschaulich an Beispielen gezeigt und die Habitatansprüche der Tiere im Jahresverlauf dargestellt. Wiederholt wurde die besondere Verantwortung Sachsens für die Art herausgestellt, welche hier aber seit 1990 um über 80 % zurückgegangen ist. Zudem wurden die Grundsätze wirksamer Artenhilfsprogramme erläutert und notwendige Maßnahmen vorgestellt.

 

Bei der anschließenden Fragerunde erläuterten die Sachverständigen den Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt und Landwirtschaft des Sächsischen Landtags weitergehende Fragen, unter anderem zu den nächsten notwendigen Schritten, dem Einfluss von Prädatoren und Windenergieanlagen, dem Schutzziel von Maßnahmen, den Umsetzungsmöglichkeiten und zu dem notwendigen Flächenumfang für einen wirksamen Birkhuhnschutz.

Im Ergebnis wurde klar, dass

  • die sächsische Birkhuhnpopulation akut vom Aussterben bedroht und im höchsten Maße schutzbedürftig ist,
  • eine rechtliche Verpflichtung zum Schutz des Birkhuhns besteht,
  • die fachlichen Grundlagen für einen wirksamen Birkhuhnschutz vorliegen,
  • die geeigneten Kernflächen für ein Artenhilfsprogramm identifiziert und beschrieben sind
  • die Hauptrückgangsursache im Lebensraumverlust begründet ist; dagegen Einflüsse durch Prädatoren oder Windenergieanlagen nur Randfaktoren darstellen
  • es endlich der Umsetzung der bereits umfassend beschriebenen Artenschutzmaßnahmen bedarf.

 

Im Anschluss zogen sich die Abgeordneten zur nichtöffentlichen Ausschusssitzung und Beschlußfassung zurück. Es bleibt zu hoffen, dass die von den Sachverständigen prägnant und praxiskonkret vorgetragenen Handlungserfordernisse nun, nach jahrelangen Bemühungen, endlich zur Umsetzung kommen.

Ein herzlicher Dank gilt allen Unterstützern der Initiative, den zahlreichen Gästen der Anhörung sowie nicht zuletzt allen Aktiven und Ehrenamtlern im Birkhuhnschutz!



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