Die Alpenfledermaus breitet sich aus
Die Alpenfledermaus (Hypsugo savii) – Foto: Dietmar Nill
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Die Alpenfledermaus (Hypsugo savii) – Foto: Dietmar Nill
Von den insgesamt 25 in Deutschland lebenden Fledermausarten kommen 22 in Sachsen vor. Mittlerweile gibt es auch von allen 22 Arten Nachweise aus Dresden. Die jüngsten Nachweise stammen von der Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii) und der Alpenfledermaus (Hypsugo savii), welche sich beide seit einigen Jahren stetig nach Norden ausbreiten. Erste bioakustische Hinweise, dass die Arten in Dresden angekommen sind, stammen aus den Jahren 2015 bis 2018[1].
Großes Aufsehen erregte dann 2019 der Fund einer Alpenfledermauskolonie in Leipzig.
Die aktuelle Verbreitung (Stand März 2025) der Alpenfledermaus in Sachsen finden Sie hier.
Im Rahmen unserer Naturschutzstationsarbeit für Dresden konnten im Jahr 2025 nun weitere Nachweise der Alpenfledermaus in drei neuen Stadtteilen in Dresden erbracht werden: südlich der Elbe in der Dresdner Altstadt nahe des Großen Gartens sowie im Stadtteil Tolkewitz nahe der Wehlener Straße und nördlich der Elbe im Stadtteil Radeberger Vorstadt nahe der Dresdner Heide. Zur Erfassung kam ein sogenannter Batlogger zum Einsatz. Diese Ultraschall-Detektoren nehmen Rufe der Fledermäuse auf, welche von den Tieren unter anderem zur Orientierung und zur Jagd ausgestoßen werden. Anschließend können die Rufsequenzen mit speziellen Programmen ausgewertet und einer Art zugeordnet werden.
Die Alpenfledermaus stößt Rufe aus, deren charakteristisch Frequenz zwischen 31 und 35 kHz liegt. Je nach Form der Rufe können auch höhere Frequenzen erreicht werden. Eine sichere Bestimmung der Art ist möglich, wenn die Rufe eine bestimmte Form aufweisen und innerhalb des charakteristischen Frequenzbereiches liegen. Andernfalls bestehen Überschneidungsbereiche mit den Rufen anderer Arten, sodass eine eindeutige Bestimmung nicht möglich ist. Die Rufsequenzen, welche 2025 in Dresden aufgenommen wurden, liegen außerhalb der Überschneidungsbereiche mit anderen Arten, weshalb sie eindeutig der Alpenfledermaus zugeordnet werden konnten. Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt der aufgenommenen Rufsequenz einer Alpenfledermaus aus Dresden. Die Tiere breiten sich demnach nicht nur großräumig nach Norden, sondern anschließend auch innerhalb neu besiedelter Gebiete aus.
Rufe der Alpenfledermaus bei etwa 33 kHz. – Abb.: Lotte Wilking
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Rufe der Alpenfledermaus bei etwa 33 kHz. – Abb.: Lotte Wilking
Ursprünglich besiedelte die Alpenfledermaus Gebiete zwischen den Mittelmeerküsten bis hin zu alpinen Bereichen. Mit Vorkommen in bis zu 3.300 m Höhe hält die Art den Höhenrekord für Fledermausnachweise in Europa. Die in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten relativ häufige Alpenfledermaus ist in Deutschland extrem selten. Bevor eine Ausbreitung nach Norden festgestellt wurde, galt die Art in Deutschland als ausgestorben. Sie gehört, wie alle Fledermausarten in Deutschland, zu den streng geschützten Tierarten und ist im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistet[2]. Hier sind Tier- und Pflanzenarten, welche in ganz Europa gefährdet und damit schützenswert sind, aufgeführt.
Nicht nur in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet, sondern auch in Deutschland besiedelt die Alpenfledermaus gerne Siedlungsbereiche bis hin zu Großstädten, da sie geeignete Spaltenquartiere in oder an Gebäuden nutzt. Zudem bieten Siedlungsbereiche ein gutes Nahrungsangebot: beispielsweise jagt die Alpenfledermaus unter anderem um Straßenlaternen herum, da hier Insekten vom Licht angezogen werden. Die zunehmende Ausbreitung in urbane Gebiete könnte damit eine generelle Erklärung dafür sein, warum die Art immer weiter in den Norden vordringt[2]. Weiterhin begünstigen der Klimawandel und die somit steigenden Temperaturen ebenfalls eine Ausbreitung in nördlichere Bereiche.
1 Schubert, B.; Rossner, M. & Böhme, J. (2019): Erstnachweis der Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii Kuhl, 1817) und Hinweise zum Vorkommen der Alpenfledermaus (Hypsugo savii Bonaparte, 1837) in Sachsen. – Nyctalus (N.F.) 19(3): 216-229.
2 Bundesamt für Naturschutz (BfN): Simon, M., Gießelmann, K., Köstermeyer, H. & Brand, S. (2025): Hypsugo savii – Alpenfledermaus.