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Alle Vögel sind schon da – und haben den totalen Durchblick...leider

Dieses Buchfinkweibchen ist frontal gegen ein gläsernes Wartehaus geflogen und gestorben. – Foto: Bruno Schimkat
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Dieses Buchfinkweibchen ist frontal gegen ein gläsernes Wartehaus geflogen und gestorben. – Foto: Bruno Schimkat

Mit dem Ende des Winters, wenn die Temperaturen langsam wieder steigen, treten die Zugvögel ihre Reise aus ihren Winterquartieren im Süden zurück zu uns an.

Auf ihrem Weg sind sie jedoch einigen Gefahren ausgesetzt und nicht wenige schaffen es nicht zurück in ihre Reviere. Dabei mag man zuerst an die weite Wegstrecke denken, auf der die Überquerung des Mittelmeeres, Unwetter und Kälteperioden, aber auch große Vogelfanganlagen in Nordafrika und Südeuropa vielen Zugvögeln das Leben kostet.

Aber auch hier bei uns lauert eine Gefahr, die immer mehr Opfer fordert: Glasflächen!

In den vergangenen Jahrzehnten ist Glas als Baustoff für z.B. Gebäude oder als Gestaltungselement zunehmend beliebter geworden. Damit ist die Problematik des Vogelschlags an Glasscheiben ebenfalls enorm angestiegen.

Allein in Deutschland sterben jedes Jahr etwa 100 Millionen Vögel auf diese Weise, das entspricht über 5% aller jährlich in Deutschland vorkommenden Vögel.

Glasscheiben können von Vögeln grundsätzlich nur schwer wahrgenommen werden. Besonders wenn diese eine klare Durchsicht oder eine Spiegelung der natürlichen Umgebung aufweisen, stellen sie eine tödliche Falle für die Tiere dar. Das zeigt sich z.B. an Gebäuden, bei denen die Ecken verglast sind. Hier sehen die Vögel die Umgebung dahinter, aber nicht die Glasscheiben selbst und fliegen frontal dagegen. Gleiches gilt z.B. für verglaste Haltestellenhäuschen, Lärmschutzwände aus Glas oder auch übergroße Glaselemente beispielsweise in Zoos.

Ein weiteres Problem ist der Spiegeleffekt, wobei die Glasscheiben die Umgebung reflektieren. Spiegelt sich dabei der Himmel, wird den Vögeln ein freier Luftraum vorgegaukelt. Gerade während der Zugzeit kann ein verglastes Gebäude so sehr viele Todesopfer fordern. Besonders problematisch wirkt sich der Spiegeleffekt zudem dort aus, wo Bäume, Sträucher oder große Hecken, welche den Vögeln als Lebensräume dienen, in der Nähe stehen. Die Tiere versuchen, in die vermeintlichen Gehölze einzufliegen, kollidieren dabei an den Scheiben und sterben durch Genickbruch oder schweren Kopfverletzungen. Bei Kollisionen mit geringer Fluggeschwindigkeit erholen sich die Tiere mitunter von dem Aufprall und fliegen davon. Nicht selten verenden sie dann jedoch später andernorts an inneren Blutungen.

Die Situation ist jedoch nicht aussichtslos. Es gibt die Möglichkeit, die Glasscheiben durch bestimmte Markierungen für die Vögel gut sichtbar zu machen, ohne dass die Durchsicht für den Menschen stark beeinträchtigt wird. Dabei werden die meisten Leser jetzt vermutlich an die schwarzen Vogel-Silhouetten denken, die man häufig an z.B. Haltestellenhäuschen findet. Hier liegt aber leider ein Irrglaube vor, denn die unregelmäßig und mit großem Abstand zueinander aufgeklebten Markierungen bieten keinen sicheren Schutz vor Kollisionen. Stattdessen nehmen die Vögel die punktuelle Markierung wahr, weichen dieser aus und fliegen ein paar Zentimeter daneben gegen die Glasscheibe. Tatsächlich wirksame Markierungen sind dagegen solche, die über die gesamte Scheibe verlaufen. Dazu zählen beispielsweise regelmäßige Punktmuster oder Streifen, die in einem Abstand von maximal 10 cm an die Scheibe angebracht werden. Die Markierungen selbst können dabei nur wenige Millimeter groß und schwarz, weiß oder orange sein.

Es ist dringend nötig, dass bestehende Gefahrenherde behoben werden und bei Neubauten endlich auch der Vogelschutz angemessene Beachtung findet.

Doch auch Sie können selber dazu beitragen, dass die Vögel sicher durch die Städte fliegen können. Gardienen, Rollläden, Plissees und Ähnliches vor Ihren Fenstern versperren die klare Durchsicht und bieten den Tieren somit keinen Anlass, die Glasscheibe anzusteuern. Für alle Fensterputz-Muffel heißt es zudem aufatmen: dreckige Fensterscheiben werden von Vögel besser gesehen und verhindern oftmals eine Kollision. Daher: je seltener geputzt wird, desto besser.

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An einem Wartehäuschen verendetes Buchfinkweibchen. – Foto: Bruno Schimkat
An einem Wartehäuschen verendetes Buchfinkweibchen. – Foto: Bruno Schimkat
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Schlimmer geht es kaum: komplett durchsichtiges Wartehäuschen in durchgrünter Umgebung – Foto: Madlen Schimkat
Schlimmer geht es kaum: komplett durchsichtiges Wartehäuschen in durchgrünter Umgebung – Foto: Madlen Schimkat
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Das neu errichtete Gebäude der Sachsenenergie am Hauptbahnhof weist einen sehr hohen Glasanteil auf. – Foto: Lotte Wilking
Das neu errichtete Gebäude der Sachsenenergie am Hauptbahnhof weist einen sehr hohen Glasanteil auf. – Foto: Lotte Wilking
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Diese Gebäudekante an der Gläsernen Manufaktur erkennen Vögel nicht als Hindernis und sterben beim Versuch des Durchfluges. – Foto: Lotte Wilking
Diese Gebäudekante an der Gläsernen Manufaktur erkennen Vögel nicht als Hindernis und sterben beim Versuch des Durchfluges. – Foto: Lotte Wilking
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Bei dieser riesigen Glaswand an der Gläsernen Manufaktur verschwimmen Bauwerk und Himmel. Das enorme Risiko für Vögel, daran zu verunglücken, wurde bei der Planung nicht bedacht. – Foto: Lotte Wilking
Bei dieser riesigen Glaswand an der Gläsernen Manufaktur verschwimmen Bauwerk und Himmel. Das enorme Risiko für Vögel, daran zu verunglücken, wurde bei der Planung nicht bedacht. – Foto: Lotte Wilking



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