NSI DresdenAktuelles

Monitoring von Vogelbeständen

Das Braunkehlchen ist bereits aus vielen Regionen Sachsen verschwunden. – Foto: Madlen Schimkat
×
Das Braunkehlchen ist bereits aus vielen Regionen Sachsen verschwunden. – Foto: Madlen Schimkat

Eigene Projekte zur Erforschung der Vogelwelt und die Mitarbeit an großen Gemeinschaftsprojekten sächsischer Avifaunisten gehörten schon seit der Gründung des Naturschutzinstitutes Region Dresden zu dessen Arbeitsschwerpunkten.

Ein großes Gemeinschaftsprojekt ist aktuell die sächsische Brutvogelerfassung 2022-24, organisiert von unserem langjährigen Projektpartner, dem Förderverein Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz. Dazu fand am 2. März 2024 in Siebenlehn ein Treffen von über 150 Kartierern statt. Ziel ist die möglichst flächendeckende Erfassung der sächsischen Brutvögel auf der Basis von Messtischblattquadranten. Für jeden Quadranten (ca. 30,8 km²) soll dabei geklärt werden, welche Vogelarten mit welchem Brutstatus (mögliches/wahrscheinliches/sicheres Brüten) vorkommen und in welcher Häufigkeit (geschätzte Anzahl der Brutpaare). Interessant ist vor allem der Vergleich mit früheren (bzw. zukünftigen), gleichartigen Erfassungen, so dass Bestandstrends dokumentiert werden. Schon nach den ersten 2 Jahren zeichnen sich hier bemerkenswerte Entwicklungen ab, vor allem die signifikante Abnahme ehemals recht häufiger Arten wie Feldlerche, Wiesenpieper, Braunkehlchen, Gelbspötter und Turteltaube. Das bekannte Abnehmen vieler Arten insbesondere der Feldflur spiegelt sich auch in den Zahlen deutlich wider. Andererseits sind – vermutlich in Zusammenhang mit dem Klimawandel – einige, ehemals sehr seltene Arten in Ausbreitung begriffen, z. B. Schwarzkehlchen, Wiedehopf und Bienenfresser oder profitieren vorübergehend vom großräumigen Absterben der Fichtenforsten wie der Schwarzspecht. Solche Entwicklungen mit belastbaren, fundierten Daten – die letztlich auch der praktischen Naturschutzarbeit bzw. der naturschutzfachlichen Würdigung von Gebieten zu Gute kommen -  zu untersetzen, ist eine wichtige Aufgabe der aktuellen Brutvogelkartierung.

Dies erfordert jedoch einen hohen zeitlichen Aufwand und eine enorme gemeinschaftliche Kraftanstrengung der ehrenamtlich tätigen Ornithologen. Ohne zahlreiche Vorort-Begehungen in den betreuten Gebieten mindestens im Zeitraum März – Juni und zu unterschiedlichen Tageszeiten sind die erforderlichen Daten nicht zu erheben. Anhand der interessanten Vorträge von Dr. Winfried Nachtigall, Dr. Rolf Steffens und Dr. Markus Ritz wurde den Teilnehmern der Kartierertagung das nötige fachlich-methodische Wissen vermittelt bzw. aufgefrischt. Zudem diente das Treffen dem gegenseitigen Kennenlernen und Erfahrungsaustausch.

Ornithologisch interessierte Vereinsmitglieder der Arbeitsgruppe Naturschutzinstitut Region Dresden e. V. arbeiten ehrenamtlich an diesem ambitionierten Projekt mit der Übernahme mehrerer Meßtischblattquadranten sowie der Übergabe, Vervollständigung und Prüfung von Daten aus anderen Gebieten mit. 

Weitere avifaunistische Erfassungsprojekte des Jahres 2024 sind u.a. die Kartierung von Wasservögeln im Moritzburger Teichgebiet, die Erfassung von Greifvögeln und Eulen im Dresdner Norden und die Fortsetzung von Vogelsiedlungsdichte-Untersuchungen in den Landschaftsschutzgebieten Junge Heide und Oberlößnitz sowie im Naturschutzgebiet Kutschgeteich bei Moritzburg.

Dr. Tobias Haufe

×
Die Feldlerche ist in Sachsen im Rückgang begriffen. – Foto: Emilie Pufe
Die Feldlerche ist in Sachsen im Rückgang begriffen. – Foto: Emilie Pufe
×
Das ehemals seltene Schwarzkehlchen hingegen nimmt in jüngerer Zeit zu. – Foto: Madlen Schimkat
Das ehemals seltene Schwarzkehlchen hingegen nimmt in jüngerer Zeit zu. – Foto: Madlen Schimkat
×
Der Schwarzspecht profitiert vom teilweisen Absterben von Waldbeständen, da so zeitweise ein reiches Nahrungsangebot zur Verfügung steht. – Foto: Lutz Hennig
Der Schwarzspecht profitiert vom teilweisen Absterben von Waldbeständen, da so zeitweise ein reiches Nahrungsangebot zur Verfügung steht. – Foto: Lutz Hennig
×
Pfeifenten sind vorwiegend Wintergäste in Sachsen. – Foto: Madlen Schimkat
Pfeifenten sind vorwiegend Wintergäste in Sachsen. – Foto: Madlen Schimkat
×
Am renaturierten Kutschgeteich wird die Entwicklung der Vogelbestäne erfasst. – Foto:
Am renaturierten Kutschgeteich wird die Entwicklung der Vogelbestäne erfasst. – Foto:



Mitglied werden!
Werde aktiv für Mensch und Natur!